Liebes Du,
willkommen hinter dem 10. Türchen.
Habe gerade meinen Großen zum Treffen mit seiner Abiturklicke gefahren, auch nach 7 Jahren treffen sie sich noch immer regelmäßig, das finde ich schön. Warum ich das hier erwähne? Weil es zu Su Shis Thema „alte Freunde wiedersehen“ passt. Sie hatte wohl Bedenken es könne zu spezifisch sein und hatte es nachträglich in „Freunde“ umgewandelt aber, wie so oft: es passte perfekt so wie es war.
Herbst 1986 endete ein Lehrgang und im Herbst 2016 haben wir uns wiedergesehen.
30 Jahre, drei Jahrzehnte.
Zeit zum Heiraten, Scheiden, Verwitwen. Zeit zum Kinderkriegen und Großeltern werden. Zeit zu ergrauen, die Farbe zu wechseln oder die Haare zu verlieren. Zeit zum erkranken, Zeit die zwei von uns nicht überlebt haben.
30 Jahre, Zeit zum erwachsen werden, Zeit für Veränderung.
Was habe ich von diesem Abend mitgenommen:
– Ich konnte alle einordnen aber einen halbkahlen mit grauem Haarkranz hatten wir damals definitiv nicht dabei gehabt. Dann lächelt er mich an, natürlich, es war R.
Daraufhin habe ich mir im Laufe des Abends die Gesichter genau angeschaut. Wie sehr auch immer wir uns verändert hatten, unsere Lächeln waren die gleichen geblieben. Eine schöne Erkenntnis.
– Ich kriege zufällig Gesprächsfetzen mit: „… dann wird Bisou bestimmt…“ und es folgte eine Reaktion die ich vor 30 Jahren vermutlich genau so gehabt hätte und das Gegenüber meint: „Wie kommst du denn darauf?“
Erstere hatte 30 Jahre keinen Kontakt mit mir und sprach über mich als sei ich noch die 23 jährige von damals. Das macht mich stutzig – hat sie sich nicht verändert oder wie kann sie glauben andere seien geblieben wie sie waren.
Zweite reagierte ganz anders, nicht weil sie ein schlechtes Gedächtnis hat sondern weil sie in den letzten Jahren Kontakt mit mir hatte und offensichtlich ein ganz anderes Bild von mir.
Schön zu sehen, dass das Wachsen welches ich innerlich erfahre auch im Außen wahrgenommen wird.
– Zwei hatten sich im Lehrgang kennen und lieben gelernt, sind heute verheiratet und noch in den Berufen von damals. Von 29 die beiden einzigen deren Leben auf einer geraden Linie verlaufen ist.
Gerade Lebensläufe scheinen die Minderheit zu sein.
– Ich merkte, da sind Menschen die ich neu entdecken möchte und zettelte ein Folgetreffen an. Hat schon stattgefunden und es wird weitere geben.
– H. hat es in der Gruppe noch nicht erzählt, aber ich weiß, er leidet an einer seltenen, tödlichen Krankheit. Die Treffen gefallen ihm, das ist gut zu sehen. Ich wünsche mir wir könnten ihm in den kommenden Monaten mit den Treffen auf seinem Weg sowas wie Inseln der Freude werden.
– Da waren manche die versuchten in der Gruppe ihre Rolle von vor 30 Jahren einzunehmen, es passte nicht. Sie waren nicht mehr die gleichen und wir auch nicht.
Ich hatte kein Bedürfnis irgendeine Rolle zu spielen, irgendeinem Bild zu entsprechen. So frei davon wie bei dem Treffen fühle ich mich selten. Ich hatte nichts zu verlieren aber alles für mich zu gewinnen. Ich habe nichts verloren *lächle
Nach 30 Jahren alte Freunde treffen, das ist wie ein vertrautes Spiel mit neu gemischten Karten.
Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Hast du jemanden den du lange nicht gesehen hast? Vielleicht ist jetzt ein besonders guter Moment dich bei ihm zu melden, trau dich.
Deine Bisou
Solche Treffen sind wirklich sehr interessant.
Wenn ich in meiner „Heimatstadt“, in der ich zur Schule gegangen bin, zu Besuch bin, stelle ich immer wieder fest, dass ich hin und wieder nach den „alten“ jungen Gesichtern meiner Schulfreunde bin; natürlich nur kurz.
Schön, wenn ihr dem kranken Freund noch einige schöne Stunden mitbereiten dürft.
Immer Aufschieben sollte man es auch nicht, sich bei Leuten zu melden, die man lange nicht gesehen/gehört hat. Wer weiß, was morgen ist.
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…Schulfreunde suche (nicht bin) 😉
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Schul-Treffen interessieren mich eher weniger. Wir waren eh sehr viele … mit dem weit verbreiteten Statusdenken kann ich rein gar nichts mehr anfangen.
Den Kontakt zu einigen wenigen Menschen konnte ich pflegen und in einem Fall auch neu wiederbeleben.
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Oh danke, mir wird gerade klar wodurch sich dieses Treffen nach 30 Jahren von den Klassentreffen mit 30 und 40 unterscheidet. Die beiden damals mit dem Jahrgang aus dem Ort. Viele Teilnehmer und „Statusdenken“ – sprich „mein Haus, meine Firma, mein Auto“ und dieses Treffen hatte gar nichts davon. Weil wir alle älter sind? Weil alle durch Täler gegangen sind und mitlerweile wissen, dass diese Dinge nicht zählen?
Irgendwie wusste ich das Schöne an den Treffen nicht zu benennen, das ist es, es ging um die Menschen.
P singt in einem Gospelchor aber ich habe keine Ahnung ob sie ein Haus hat. R betreut ein Projekt in Indien, Gehaltsklasse? Keine Ahnung. A hat die Arbeit aus dem Holzatelier noch, was sie für ein Auto fährt? weiss ich nicht.
Danke 🙂
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Ja, das letzte Treffen ist fast 30 Jahre her. Man hat sich verloren … wir kamen aus allen Stadtteilen, es gab eine Menge kleiner Gruppen.
Es stimmt wohl, die eine oder andere Überheblichkeit und Sammelwut ist der Erkenntnis zum Opfer gefallen, dass das Leben endlich ist.
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Hinter dem 13. Türchen hast du mir den Aufhänger gegeben “ ein Tag ist nicht der andere“..vor längerer Zeit hatte ich von einem Klassentreffen berichtet und du hattest dein Desintresse an solch Dingen erkärt
Und wie du hier ober erklärt hast es hängt sehr von der Atmosphäre ab
Manchmal reicht eine(r), die auftrumpft, und es wird wegen der großen Ansteckungsgefahr ungenießbar.
Ich hatte damals auch eine wohltuendes Interesse aneinander empfunden.
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