3. Türchen (2015) oder vom Abschied nehmen

Guten Abend und willkommen hinter dem dritten Türchen.

Allemeineleidenschaften hat uns „An deiner Seite“ von Unheilig hinein gelegt. Ich kannte es nicht und freue mich sehr über diese Entdeckung.

„Bleib still liegen mein Herz, erschreck dich nicht… Ich lass dich gehen und wünsch dir alles Glück der Welt. In diesem Augenblick bist du das Einzige was zählt. Lass dich fallen und schlaf ganz einfach ein.“

Was für einfache und doch so große Worte. Wie einfach gesagt und doch will es gelernt sein es so zu leben.

2015 schenkte mir wieder so einige Gelegenheiten mich mit dem Tode auseinander zu setzen. Menschen um mich herum sind Gegangen, andere bereiten sich auf den Weg vor und ich darf sie begleiten oder wie jetzt vor einigen Tagen ist es eine Terrorwarnstufe die den Tod in meine Gedanken rückt.

„Bleib still liegen mein Herz, erschreck dich nicht“ Ich habe gelernt den Tod als steten Begleiter, als Teil meines Lebens zu sehen. Er ängstigt mich nicht, nicht der meine und nicht der meiner Menschen.

„Ich lass dich gehen“ Loslassen, gehen lassen, gut sein lassen. Weißt du noch wie es war als dein Kleines dir im Kindergarten sagte: „Du kannst gehen Mama“, oder Jahre später: „Ihr könnt gehen, es ist ok, wir kommen das Wochenende auch alleine zurecht“. Es hat sich gut angefühlt „gehen zu dürfen“, diese Zusicherung des anderen, dass alles auch ohne mich funktioniert.

„Wünsch dir alles Glück der Welt“ Dem der im Begriff ist diese Welt zu verlassen noch alles Glück selbiger zu wünschen mag recht paradox klingen, aber nur auf den ersten Blick. Ich wünsche dir, dass dir dein bisher auf dieser Welt gelebtes Glück gerade gegenwärtig ist, dass du mit diesen Bildern und Gedanken gehen kannst.

„In diesem Augenblick bist du das Einzige was zählt“ Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass jede Träne bei einem Abschied in einer verlorenen Vergangenheit oder in einer nicht vorhandenen Zukunft fußt und ich dabei irgendwie um mich selber weinte. Heute kann ich beim Abschied im Hier und Jetzt bleiben und da sind keine Tränen, da ist mein Mensch und da bin ich und dann kann ich ihm in seiner Ausnahmesituation die Hauptrolle überlassen, kann ganz bei ihm, seinen Ängsten und Bedürfnissen sein. Es sind Momente die unendlich reich machen.
Ich wünsche dir die/der gerade einen lieben Menschen begleitet,
Ich wünsche dir die/der gerade von einem lieben Menschen Abschied genommen hat,
Ich wünsche dir die/der sich vielleicht gerade auf den Weg zur anderen Seite macht,

„Lass dich fallen und schlaf ganz einfach ein.“

Gute Nacht,
Bisou

21Uhr – Nachtrag: der Tod ist immer näher als wir denken, „Gute Reise Marc“

10 Kommentare zu „3. Türchen (2015) oder vom Abschied nehmen

  1. Jetzt habe ich eine Gänsehaut!
    Sehr schön analysiert, sehr schön interpretiert. Ich wünschte, ich hätte auch keine Angst vor dem Tod. Aber ich hab sie. Warum? Weil ich so gerne lebe. Ich liebe das Leben.

    Jemanden gehen lassen kann ich auch nicht ohne krampfhaftes Festhalten. Wenn auch nur gedanklich.
    Blöd. Ne?

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    1. Den Tod nicht fürchten heisst nicht, dass ich das Leben nicht liebe.

      Darf ich dir einen Gedanken schenken? Wenn du Abschied nimmst, brauchst du nicht krampfhaft festhalten, weil, in dem Moment ist der andere ja noch da 😉

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      1. ich hab es GsD noch nicht wirklich richtig miterlebt. Alle meine Lieben erfreuen sich bester Gesundheit. Nur meine Großeltern natürlich nicht mehr. Was mich wirklich schmerzte, war der Tod meines Opas mütterlicherseits. Das tat sehr weh. Und ich konnte mich nichtmal von ihm verabschieden.

        Dieses krampfhafte Festhalten ist eine Mutmaßung von mir. Ich kralle mich jetzt schon gedanklich in meiner Mutter fest und seit gestern auch in meinem Vater (von meiner Ma geschieden), den dich seit langer Zeit gesehen habe. Sehe, wie er älter wird, das ist schon hart.
        Ich kann es nicht hinnehmen. Kann es nicht einfach so bleiben wie es ist jetzt?

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        1. „Kann es nicht bleiben wie es ist jetzt?“ Nein, alles ist Werden, alles ist Entwicklung. Bedenke: Glück liegt immer in der Veränderung 🙂

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  2. Eine reife Haltung, liebe Bisoux. Weise. Geradezu übermenschlich. Der stoische Philosoph Marc Aurel kommt mir in den Sinn. Ich schätze ihn seit langem. Doch so abgeklärt wie er, werde ich nie sein.

    Der Gedanke an den eigenen Tod ängstigt mich zwar nicht mehr. Der Gedanke ans Sterben dagegen schon. Der Verlust geliebter Menschen bereitet mir Schmerzen und Trauer. Anders, wenn sie erlöst wurden. Das Leben kann die Hölle sein.

    Es lebt sich freier, wenn die Todesangst besiegt ist und der Verlust Nahestehender mit Gelassenheit hingenommen werden kann. Aber sind Lebenslust und innige Verbundenheit einerseits Todesverachtung und heroischer Gleichmut andererseits nicht wie Feuer und Wasser?

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  3. Nichts was ich tue ist übermenschlich, dafür bin ich viel zu sehr Mensch.
    Den Verlust von Nahestender Menschen nehme ich nicht „hin“ sondern „an“. Ich ergebe mich nicht in ein Schicksal sondern nehme aktiv am Geschehen teil.
    Deine letzte Frage kann ich nicht beantworten, verstehe nichts von „Todesverachtung“ oder „heroischem Gleichmut“.
    Den Tod als vollwärtigen Teil des Lebens ansehen, schmälert nichts an meiner Lebensfreude, ganz im Gegenteil, mit einer nicht angstbesetzten Endlichkeit vor Augen, lebt es sich bewusster und auch freudvoller.

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