„Ich fühle das Band zu Mutter und Vater gibt es. Auch wenn ich meinte, ich hätte es zerschnitten.“, schrieb mir Pitti-Platsch in seinem Kommentar.
Mit seinen Worten hat er mich angeregt auch mal im Generationen Gefüge rückwärts zu schauen, um das Jetzt besser begreifen zu können.
Wie sieht es aus mit dem Band zu meiner Mutter. Obwohl oder gerade weil es ein Gängelband war, ein Band das für die Fesseln der Unterdrückung steht, gewesen ist, habe ich fünf Jahrzehnte lang immer wieder alles versucht Anerkennung, Liebe bei ihr zu finden. Diese Zeiten waren immer wieder unterbrochen durch Perioden in denen ich im räumlichen Abstand versucht habe mich vor ihr zu schützen. Dann habe ich um ihre Krankheit erfahren und konnte mich von meiner Co-Krankheit befreien.
Wie sieht es heute um das Band aus?
Seit sie kein Auto mehr hat treffe ich sie einmal im Monat um sie mit ihren Einkäufen nach Hause zu bringen. Meist nutzt sie die Gelegenheit mich zu etwas einzuladen, nein, nicht um meinetwillen sondern um mich für sich zu haben (würden wir sofort nach W fahren würde ich die Zeit mit meinem Papa verbringen)
6 Mal habe ich jetzt so Zeit mit ihr verbracht. Ich beobachte sie, wie sie versucht einen nach dem anderen die Knöpfe zu drücken über die sie mich früher manipulieren konnte, über die sie mich zum weinen bringen konnte und beobachte wie es sie verwirrt, dass all ihre Machtspielchen ins Leere laufen.
Die Zeit mit ihr ist völlig Gefühllos, ich empfinde keine positiven aber auch keine negativen Gefühle mehr ihr gegenüber. Dieses Beobachten hat nichts von Beziehung. Sie ist wie ein Hamster der seine Testreihe durchläuft und dem das Leckerli ausbleibt und ich schaue ihr dabei zu. Es ist nicht einmal Neugierde dabei weil sie immer gleich handelt und reagiert und dies sich auch in Zukunft nicht ändern wird.
Ich werde sie treffen so lange mein Papa von ihren Einkäufen abhängig ist.
Ein „gesundes“ Band hat es nie gegeben, das Kranke habe ich gelöst.
Ein Mensch, meine Mutter, der (bis auf hier und da sowas wie Mitleid und Belustigung) keine Gefühle in mir weckt, an den bindet mich nichts.
Sonderbare Erkenntnis.
Beim Rückblick geht es mir ähnlich.
Aber – wir sind hier, um es besser zu machen.
Fortschritt, nicht Perfektion.
Gefühllos – gibt es das in dem Zusammenhang?
Für mich ist das nur schwer vorstellbar.
Frieden fühlt sich anders an, das weiß ich heute.
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Gefühllos gibt es mit keinem Menschen, immer sind irgendwie Gefühle im Spiel. Ich meinte damit keine Besonderen.
Ich arbeite viel mit Menschen und ich würde das Verhältnis zu meiner Mutter auf eine Stude wie das zu den Gästen stellen. Nichts Negatives (mehr) und soviel Positives wie ich es jedem schenke.
Ein Unterschied ist doch da: die Erfahrung hat mich achtsamer gemacht, in ihrer Nähe sind alle Sinne geschärft, nicht gegen sie sondern für mich.
So fühlt sich Frieden mit einem geisteskranken Menschen an.
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same here…
kein band zur mutter.
aber immer noch ein starkes zu meinem vater…
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Das Band zu deinem Papa kann dir nichts mehr nehmen 🙂
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habe ihn heute morgen besucht…
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Schön wenn dir das gut tut 🙂
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Mein Band zu meiner Ma war immer da, um so mehr traf es mich, als sie plötzlich verstarb.
Anders verhält es sich mit meinem Pa. Er ist ein sehr schwieriger Mensch, der es auf seine Art immer wieder schafft, zu verletzen. Das Attribut liebevoll habe ich im Umgang mit ihm niemals erfahren. Ein Band zu ihm ist irgendwie trotzdem da. Auch wenn ich heute gefühlsmäßig einen größeren Abstand habe.
Alle paar Wochen fahre ich zu ihm hin. Er ist allein und wenn ich ihn besuche, tue ich es für mich, für mein eigenes, anerzogenes Gewissen. Ich beobachte ihn, analysiere, lasse ihn machen. Gefühlslos nehme ich seine Äußerungen meistens zur Kenntnis.
Als er vor 2 Jahren mit Darmbluten ins Krankenhaus kam, merkte ich, dass dieses Band, trotz aller Unstimmigkeiten, die ich in meinem Leben mit ihm hatte, immer noch da ist.
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Woraus besteht dieses Band?
Nein, keine Frage für die ich eine Antwort brauche, nur die Einladung an dich drauf zu schauen. Beim dich lesen war mir als bestünde es aus Pflichtgefühl, Gewohnheit, Erziehung…
Wenn du das Band zum Vater nicht benennen kannst, dann beginne damit auf das zu schauen dich zu deiner Ma verbindet, gib den Strängen aus denen es geflochten ist Namen.
Dich umärmel
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Mit dem Band zu meiner Mama war es sehr ähnlich ganz ganz lange Zeit. Sie hat mich „verkauft“ und anderes….ABER: Ihre Krankheit vor 11/2 jahren hat etwas zwischen uns geändert….mag der Himmel wissen was es ist…sie wurde wach aus der Narkose und ich hatte das Gefühl sie war aufmal Mutter….
Vielleicht noch ein Blick auf kranke oder verletzte Bande. Ich weiß nicht….Ich hab immer gesagt: Ich kann nicht mit und nicht ohne sie-ich hab früher immer auf etwas gewartet. Ich muß nicht mehr warten. Ich hab ihr all mein Gefühl beim Aufwachen entgegen geschleudert, welches ich heute als Mutter habe und gesagt:“ Mama, egal was ist, ich habe dich lieb und bin für dich da!“
Sie hat geweint und das erste Mal in meinem Leben (bin fast 41) gesagt:“Ich hab dich lieb!“
Bande? Gefühle? (Vielleicht hat meine Therapie im Nachhinein mehr gebracht als ich gedacht habe)
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Dein Band zu ihr hat so gut wie nichts mit ihr zu tun, es beteht aus dem was du ihr schenken kannst.
Interessanter Ansatz – Danke
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Ich verstehe, was du mit „gefühllos“ meinst und leider kann ich dein Empfinden wohl nachempfinden, weil ich einen ähnlichen Menschen kenne. Ein Mensch, der alle Knöpfe drückt, um dich dazu zu bringen, zu reagieren, wie er es gerne hätte. Auch ich habe gelernt, das nicht zuzulassen. Ich finde mich in deinem Text gut wieder, auch wenn es kein genetisches Familienband zwischen ihm und mir gibt. Leider dreht es sich bei diesem Menschen um einen noch sehr jungen Menschen, von dem ich im Moment sagen kann, dass er trotz Versuche es ihm nahe zu bringen, nicht versteht. Er ist auch ein Opfer – das Opfer seiner Mutter.
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Die Einsicht krank zu sein ist, wenn es um die Psyche geht Bedingung um zu heilen. Manche Krankheit erlaubt genau diese Einsicht nicht oder er braucht einfach nur noch Zeit und ein Aha Erlebnis. Möge er seinen Weg finden.
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Ja, so sehe ich das auch und ich wünsche ihm ebenfalls, dass er seinen Weg findet.
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