Von Lächerlichkeit und Grossmut

„ich verachte mich dafür mich hier wieder so lächerlich gemacht zu haben“

Die Reaktion meines Gegenübers war: „ Vor wem denn? Vor mir? Ganz sicher nicht. Und andere die über dich lachen könnten wissen doch gar nichts“

Es fällt mir nicht zum ersten Mal auf wie unterschiedlich wir mit „lächerlich machen“ umgehen, welch unterschiedliches Verständnis wir davon haben.

Wer könnte denn darüber lachen wenn ich Absurdes von mir gebe (es sei denn es wird in der Absicht geäußert)? Ein Mensch der mich schätzt wird betroffen, besorgt oder traurig sein, wer darüber lacht hat es nicht verstanden oder ist bösartig, in beiden Fällen interessiert es mich nicht.

Nein, mich lächerlich machen verbinde ich nicht mit anderen, lächerlich mache ich mich vor mir selber, ob es Zeugen dafür gibt oder nicht. Wenn ich wider besserem Wissen, bar jeder Vernunft Pläne schmiede, Ideen oder Wünsche äußere und dies, meist sehr schnell, hinterher erkenne, dann entpuppe ich mich vor mir selber als Lachnummer, als traurige Lachnummer.

Vorhin hatte ich dann nur einen strengen Blick für mich übrig, einen kopfschüttelnden, einen verachtenden.

Ab und an macht mein Wissen scheinbar Urlaub und ich gebe „dummes Zeug“ von mir. In Zukunft möchte ich mir in solchem Fall mit mehr Großmut begegnen, ein Kopfschütteln, ein Lächeln und eine Korrektur an Stelle von strenger Verurteilung.

13 Kommentare zu „Von Lächerlichkeit und Grossmut

  1. „In Zukunft möchte ich mir in solchem Fall mit mehr Großmut begegnen, ein Kopfschütteln, ein Lächeln und eine Korrektur an Stelle von strenger Verurteilung.“

    Vortrefflicher Plan! Vor allem, weil Du erkannt hast, dass Du Dich vor Jemandem, dem Du wichtig bist, der Dich achtet und liebt, nicht wirklich lächerlich machen kannst…..das zeigt Dir genau den Ansatzpunkt für die Umsetzung dieses Planes. Dich anstrahle und drücke.

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  2. Ja. Das ist so. Manchmal gebe auch ich „dummes Zeug“ von mir. Überbleibsel meines früheren Daseins, Residuum, ein Rest-Zustand, der zu mir gehört. Pflegen und füttern muß ich den nicht, aber annehmen. Ist ja meiner. Als Zeugnis und Relikt meiner Vergangenheit, welche sich von Zeit zu Zeit bemerkbar macht.

    Ist ja nicht von Dauer 😉

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    1. Oooooooch kommt, Bisou, Reiner, lasst uns doch ab und an ein bisschen blöd sein. Ist das wirklich ein Relikt für Euch, das Euch nur Kummer und Ärger macht? Ich bin mir sicher, das neben der schieren Verzweiflung auch das Lachen lauert. Ihr seid Beide in der Lage, Euch von Außen zu betrachten, Euch auf die Finger zu schauen, Euch ein- und zurück zu holen, falls erforderlich. Und sagt mir jetzt nicht, dass nicht in dieser Nähe das Gluckern wohnt, dass sich Bahn bricht. Und das hat mit sich lächerlich machen gar nichts zu tun, sondern mit Humor, Lebensfreude und dem Wissen um Menschlichkeit,- dem Wissen, um die eigene Menschlichkeit. Wer über sich selbst nicht lachen kann, der ist arm dran. Wir aber wollen reich sein? Reich an Freude und im Frieden mit uns.
      Euch anlache: ich mag Euch!

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      1. Ja, wenn mir bewusst ist, dass es nicht etwas neues in mir ist, das mich beunruhigen muss, sondern etwas aus meiner Vergangenheit, wenn mir das bewusst ist, dann kann ich freundlich darauf schauen, und ja, dann kann ich auch drüber lachen.

        Hatte gerade geschrieben „nein, nicht über das erlebte an sich“ und da gingen beim rückblick meine Mundwinkel auseinander. Jetzt mit Abstand drauf geschaut, jetzt mit dem Wissen darum was es ist, ja, jetzt ist es „eine Lachnummer“ im positiven Sinn.

        … und mir ist noch immer nicht wichtig ob andere es „lächerlich“ finden – ist das Gleichgültigkeit?

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        1. „… und mir ist noch immer nicht wichtig ob andere es „lächerlich“ finden – ist das Gleichgültigkeit?“

          Ist es wirklich Gleichgültigkeit? Ist es vielleicht einfach das Erkennen, dass Du niemandem wichtig sein kannst, der Dich auslacht, dem Dein Fühlen und Deine Ansichten lächerlich erscheinen? Ist es dann also nicht eher ein Distanzieren von Jemandem, der Freude daran hat Dich zu verletzen, zu verbiegen, kleiner zu machen?
          Siehst Du den Unterschied zwischen Gleichgültigkeit und Abstandnehmen?

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        2. Manchmal, auf dem Weg zu mir habe ich Angst zuviel auf mich und zu wenig auf andere zu achten. Danke fürs durch deine Augen sehen dürfen 🙂

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        3. „Ja, wenn mir bewusst ist, dass es nicht etwas neues in mir ist, das mich beunruhigen muss,“

          Es wird immer auch Neues kommen, das uns beunruhigt. Es wird uns genügend erschrecken, wenn es kommt. Was wir tun können, ist, mit unseren Fähigkeiten umgehen zu lernen, die uns bei der Bewältigung dessen hilft, was stets und ständig auf uns zu kommt.

          Ein erfahrener Bergwanderer ist einfach mehr in Übung und trainiert, wenn es an steile Auf- und Abstiege geht. Und er fürchtet sie nicht so sehr, weil er um ihre Tücken weiß und wie er damit umgehen sollte…….

          Und nein, wir können sicher nicht über Alles, was wir so anstellen lachen, sollten wir auch nicht. Aber wirklich sehr Vieles ist urkomisch, wenn wir es von Außen betrachten.
          Wenn wir z.B. ganz klar erkennen können, dass der Elefant eben doch nur eine Maus ist……haben wir schon ganz viel gelernt, das uns hilft, Gelassenheit zurück zu erlangen.
          Und oft können wir einen anderen Menschen dabei sogar mit nehmen,- ihm helfen, dass er sich auch entspannt.

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        4. „Ja, wenn mir bewusst ist, dass es nicht etwas neues in mir ist, das mich beunruhigen muss,“

          Hier war mit nicht neues an sich gemeint, dessen wirkungen kenne ich nur zu gut, bewege ich mich doch seit Monaten von Neu zu Neu.

          Hier war der spezielle Falle gemeint wenn „mein Wissen Urlaub macht“, das war beunruhigend. Aber jetzt ist es klar, immer wenn ich „weniger“ weiss als jetzt, dann bin ich in der Vergangenheit.

          Die Zukunft ist nicht „weniger“ sondern „anders“ wissen.

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        5. „Aber jetzt ist es klar, immer wenn ich „weniger“ weiss als jetzt, dann bin ich in der Vergangenheit.“

          Danke für`s ins Bewusstsein holen!!!!!

          Tatsächlich, versuche auch ich manchmal vor meinen eigenen Erkenntnissen zu kneifen…..das Blöde ist,sie lassen mich nicht 🙂 Ich weiß, dass ich es schon besser weiß. Ich weiß, was ich tun müsste…..wie es geht, dass es geht 🙂
          Ich übe also fleißig daran, meine eigenen Erkenntnisse nicht zu ignorieren. Sollte man wirklich nicht glauben, wie erkenntnisreich das erst ist…….

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    2. Es klingt so einfach und einleuchtend wenn ich es von dir lese.

      Ich selber habe einen Tag und eine Nacht und Hilfe gebraucht um zu erkennen, dass wenn „mein Wissen Urlaub macht“ das was übrig bleibt ein „ich von vor dem Wissen“ ist (und nicht irgendetwas neues entsteht)

      Danke fürs hier so treffend formulieren, danke fürs erinnern daran, dass ich in solchen Momenten nur Mensch bin.

      Danke fürs hier sein.

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