Einige Schritte nur hinter ihm.

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Heute auf dem Weg zum Friedhof ging ich einige Schritte nur hinter Papa. Das dritte Mal in sechs Wochen hinter einem Sarg, das dritte Mal in sechs Wochen hinter Papa.

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Nein, ich habe nicht gebetet, ich glaube ich habe auf dem Weg nicht einmal Trauer empfunden. Mein Blick war wie gefangen von meines Vaters gestalt. Das weiße, gewellte Haar, der dunkelgraue Lodenmantel, die schwarzen Schuhe, alles passte und doch stimmte irgendetwas nicht…

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Papa schrumpft (nein, nicht der kleine blaue, der heißt Schlumpf). Schnelles Überprüfen meines Schuhwerks, es liegt nicht an meinen Absätzen, die sind ausnahmsweise ganz flach. Auch an Perspektive oder Lichteinfall liegt es nicht. Papa ist geschrumpft. Die Jahre haben an seinen ohnehin knapp bemessenen 162 cm geknabbert. Trotz seiner noch sehr aufrechten Haltung ist er kaum größer als 150 cm, mindestens drei von den verlorenen Zentimeter hat er in den letzten Wochen gelassen.

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Nennt es Flucht vor der Realität oder makabre Fantasie, ich habe mir dann vorgestellt wie er immer kleiner wird, nicht stirbt sondern einfach davon schrumpft.

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Ein Kommentar zu „Einige Schritte nur hinter ihm.

  1. Sandra und ich haben neulich noch gesprochen… so schön es auch ist, ne große Verwandtschaft zu haben… es werden uns auch noch einige dieser Gänge bevorstehen. Ob man nach ein paar Gängen den Tod anders sieht?

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